Der Dreißigjährige Krieg, der von 1618 bis 1648 wütete, hat auch unsere Heimat schwer verwundet. Doch ein unvermutetes Zeichen der Hoffnung kam ausgerechnet aus Gundlitz.
Aber der Reihe nach: Als der Krieg zwischen protestantischen und katholischen Herrschern und Gebieten im Jahr 1618 ausbrach, war die Stammbacher Region zunächst nicht direkt betroffen. Markgraf Christian schaffte es, sein Fürstentum Brandenburg-Kulmbach fast 14 Jahre lang aus dem Krieg herauszuhalten.
Spurlos vorüber ging der große Krieg aber auch an unserer Region nicht: Truppen marschierten durch die Gegend, die Einheimischen mussten Soldaten einquartieren und Lebensmittel abgeben. Außerdem machte die Inflation den Leuten zu schaffen.
Unsere Heimat wurde zum Kampfgebiet, als der Schwedenkönig Gustav Adolf sich mit seinen siegreichen Truppen näherte. Unser protestantischer Markgraf Christian verbündete sich mit dem schwedischen Glaubensgenossen. Das Volk musste nun Steuern für die Schweden zahlen. Außerdem fielen die Kroaten ein, verbreiteten Schrecken mit Raub, Mord und Feuer. Auch als Wallenstein im Herbst 1632 durch unsere Gegend zog, kam es zu Plünderungen und Morden.
Heimathistoriker Helmut Hennig zufolge ist davon auszugehen, dass Stammbach im Sommer 1633 geplündert und in Brand gesteckt wurde. „Den Stammbachern blieb nur die Flucht in die Wälder des Weißenstein, um wenigstens das nackte Leben zu retten“, schreibt Hennig in seiner „Geschichte Stammbachs“.
Als der strenge Schwedenkönig Gustav Adolf 1632 in der Schlacht bei Lützen starb, verloren seine Truppen ihre Disziplin. Nun zogen auch sie brandschatzend durch die Dörfer. Marodierende Söldner und Soldaten zerstörten das Getreide auf den Feldern, raubten das Vieh – und brachten die Pest mit. Die Schweden sollen auch in unserer Region ihren gefürchteten „schwedischen Trunk“ eingesetzt haben.
Der Westfälische Frieden von 1648 ließ unsere Heimat schwer gebeutelt, hoch verschuldet und mit einer stark reduzierten Bevölkerung zurück.
Doch nach 30 Jahren Krieg kam auch neue Hoffnung. Ein Zeichen dieser Hoffnung kam aus Gundlitz. Vom Bauernknecht Hans Menzel. Er hatte seine Ersparnisse scheinbar gut versteckt, als die vielen plündernden Soldaten unsere Heimat heimgesucht hatten.
Die unglaubliche Tat des Gundlitzer Bauernknechts Hans Menzel zeugt von tiefem Glauben, Heimatliebe und unerschütterlicher Dankbarkeit. Hennig hat die Tat in seinem Stammbach-Buch wunderbar beschrieben: „Es klingt wie ein Märchen, daß dieser einfache Mann 1648, als alles in Trümmern lag, als angesichts der gemarterten Heimat kaum noch ein Funken an Lebensmut in den Übriggebliebenen keimte, für die Stammbacher Kirche ein Orgel stiften konnte.“
Es war die erste Orgel der Stammbacher Marktkirche. Sie dürfte mit ihren Klängen den langen, harten Wiederaufbau der Heimat begleitet haben.
Die Informationen und Zitate stammen aus Helmut Hennigs Buch „Geschichte Stammbachs von den Anfängen bis zur Reichsgründung“ (1989).