Was die Chronik berichtet
Im Jahre 1876 hat der damalige Stammbacher Pfarrer Reinstädtler seine „Geschichte der Pfarrei Stammbach in Oberfranken“ fertiggestellt. Auf 67 DIN A4-Seiten fasst er die damaligen Erkenntnisse über die Geschichte Stammbachs und seines Umlandes zusammen. Er konzentriert sich auf die Geschichte ab etwa dem Jahre 1400. Über die Zeit davor verliert er lediglich einige Spekulationen, da er dazu kaum gesicherte Informationen vorliegen hatte.
Der Gemeinde Gundlitz sind zwei Seiten der Chronik gewidmet. Sie verraten einige interessante Details zu den damaligen Verhältnissen in Gundlitz, aber auch zu der Geschichte des Ortes.
Die Herrschaft über Gundlitz
„In diesem Orte hatte das Hochstift die hohe und niedere Gerichtsbarkeit“, schreibt Pfarrer Reinstädtler über Gundlitz. Der Großteil von Oberfranken gliederte sich bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in zwei Herrschaftsbereiche: Das Hochstift Bamberg im (katholischen) westlichen Teil und das (später evangelische) Fürstentum Brandenburg-Kulmbach beziehungsweise Brandenburg-Bayreuth im östlichen Teil. Laut dem Stammbacher Pfarrer gehörte Gundlitz also früher zum Bamberger Teil.
Genauer gesagt gehörte es ihm zufolge früher „zur Herrschaft Marktschorgast, dann zum Amt Marktschorgast und zum Justizamt Kupferberg“. Das änderte sich im Jahre 1803, als Napoleon begann, die deutsche Landkarte umzugestalten. Gundlitz fällt in diesem Jahr laut Reinstädtler an das Fürstentum Bayreuth, das damals zu Preußen gehörte. 1810 kam Gundlitz laut der Chronik schließlich zum Königreich Bayern.
Zu viele Einwohner?
Reinstädtler zufolge hatte Gundlitz im Jahre 1876 30 Hausnummern. Etwas seltsam ist die Einwohnerzahl, die er angibt. Der Pfarrer schreibt: „In der Gemeinde wohnen 225 Katholiken, welche nach Marktschorgast und 275 Protestanten, welche seit Juni 1831 aus der Pfarrei Schorgast nach Stammbach eingepfarrt sind.“
Wenn das wirklich stimmen würde, wären damals rund 16,5 Personen auf eine Hausnummer gekommen. Zudem wäre die Einwohnerzahl von Gundlitz drastisch eingebrochen – denn jetzt zählt der Ort 178 Einwohner (Stand: 1. Januar 2020, Quelle: Stammbach.de).
Randnotizen
Reinstädtler geht auch kurz auf die zu Gundlitz gehörigen Einzeln ein. So schreibt er über „Winklas, ‚Loch‘ genannt“, dass der Ort früher zu einem Eisenhammer und einer Köhlerei gehörte. Hohenbuchen wiederum wurde dem Pfarrer zufolge „erst 1824 angelegt“.
Die Gundlitzer Schulen
Dass Gundlitz einst zum Bamberger Hochstift gehört haben soll, könnte sich auch auf das hiesige Schulwesen ausgewirkt haben. Reinstädtler schreibt nämlich, dass es bis 1800 lediglich eine katholische Schule in Gundlitz gegeben hat, in die auch die evangelischen Kinder gingen. Ab 1800 gab es ihm zufolge auch eine evangelische Schule.
Die konfessionellen Verhältnisse in Gundlitz haben sich scheinbar sehr verändert, nachdem der Ort vom Hochstift Bamberg wegfiel. Darauf deutet eine Notiz aus der „Neueren Geschichte Stammbachs“ von Helmut Hennig. Ihm zufolge musste die katholische Schule in Gundlitz am 1. Oktober 1922 aufgelöst werden. Es gab damals laut Hennig nur noch 16 katholische Schüler in Gundlitz, die ab dann mit in die protestantische Gundlitzer Schule kamen.
Im alten katholischen Schulhaus haben die Gundlitzer Hennig zufolge ihr Rathaus eingerichtet.